Die forensische Anthropologie ist ein Spezialgebiet der naturwissenschaftlichen Anthropologie und der Gerichtsmedizin, das sich mit der Alters- und Geschlechtsbestimmung von menschlichen Knochen- und Skelettfunden befasst. Mithilfe von speziellen medizinischen, chemischen und molekularbiologischen Methoden können nicht nur Alter und Geschlecht, sondern mitunter auch Todeszeitpunkt und Todesursache anhand des Zustandes der Knochen- bzw. Skelettteile festgestellt werden. Diese Methoden, ursprünglich im naturwissenschaftlichen, archäologischen Bereich entwickelt, kommen im Bereich der Kriminalistik zum Einsatz.
Forensische Anthropolog*innen arbeiten im Auftrag von Ermittlungsbehörden, für die sie Funde von menschlichen Knochen im Labor untersuchen (z. B. Schädel, Zähne). Es handelt sich bei diesen entweder um die Überreste von vermissten Personen, nach denen Ermittlungsbehörden gezielt gesucht haben, oder um Zufallsfunde, z. B. von Wanderern in der Natur. In jedem Fall versuchen Kriminalbeamt*innen die Todesursache zu rekonstruieren (z. B. Mord oder Unfall?). Forensische Methoden führen hier zunehmend zum Erfolg, denn auf diese Weise können Opfer von Verbrechen, deren Überreste erst nach Jahren, mitunter gar Jahrzehnten, gefunden werden, identifiziert und ungelöste Fälle ("Cold Cases") gelöst werden.
Forensische Anthropolog*innen arbeiten in medizinischen und gerichtsmedizinischen Labors im Team mit Berufskolleg*innen, Gerichtsmediziner*innen, Molekularmediziner*innen, Kriminalbeamt*innen, Forensiker*innen und weiteren Expert*innen und Assistenzkräften. Häufig stehen sie auch in engem Kontakt mit forensischen Biolog*innen.